KUNST RAUM VILLACH HAUPTPLATZ 10, 9500 VILLACH

Milan Hrnjazović (geb. 1982, Absolvent der Fakultät für Bildende Künste, Kunstuniversität Belgrad) setzt sich in seinen Gemälden, Zeichnungen und Fotografien intensiv mit den Rollen der Frau in unserer Gesellschaft auseinander und visualisiert tiefe Einblicke in die Beziehungen zwischen Mann und Frau.

 

born 1982, graduated at the Faculty of Fine Arts, University of Arts Belgrade) is exploring the different roles of women in our society. With his paintings, drawings and photographies he visualizes deep insights into the relationships between men and women.

 

Srpski umetnik Milan Hrnjazović diplomirao je na Fakultetu likovnih umetnosti Univerziteta umetnosti u Beogradu. U svojim radovima se intenzivno bavi ulogom žene u našem društvu.

Impressionen von der Vernissage

MILAN HRNJAZOVIĆ FRÄULEIN?

 

Der Kunst.Raum.Villach präsentiert die Werke des serbischen Künstlers Milan Hrnjazović erstmals in Österreich und bittet zur Ausstellung Fräulein?

 

Milan Hrnjazović ist vor allem Maler. Erst vor kurzer Zeit hat er beschlossen, auch seine Zeichnungen, die oft Studien für Gemälde sind, der Öffentlichkeit zu zeigen und damit Einblick in seinen Arbeitsprozess zu geben. Hin und wieder schreibt er auch Kurzgeschichten über gesellschaftliche Probleme, die er dann wiederum in Bilder umsetzt.

 

Der Mittelpunkt von Milan Hrnjazovićs Arbeit ist weiblich. Fräulein, Mutter und Femme Fatale enthüllen sich vor dem Betrachter – verletzlich, liebend, verzweifelt, ekstatisch, zärtlich und grausam. Milan Hrnjazovićs Akte sind jedoch kein bedingungsloses Feiern der Weiblichkeit und ihrer Sexualität. Der Künstler durchdringt die sozialen Oberflächen und zeitgenössischen Beziehungskonstrukte und visualisiert die Dramen und Grausamkeiten hinter dem Diktat des schönen Scheins. Daraus resultierte auch der Titel der Ausstellung, Fräulein?

 

„Fräulein“ heißt in Nordserbien – ehemals Teil des Habsburgerreiches – „Frajla“ und hat dort eine andere Bedeutung als im Deutschen. „Frajla“ ist zwar auch dort eine junge Frau, allerdings eine, deren Interessen auf Mode und gesellschaftlichen Erfolg konzentriert sind – „a local superstar“, wie Milan es ausdrückt.

 

Die Fotoserien Femme Fatale und Das große Spiel demonstrieren den Einsatz des weiblichen Körpers zur Erreichung gesellschaftlich vorgegebener Ziele. Die Femme Fatale ist für Milan Hrnjazović „die Illusion der Lebenstraumerfülling“. In der Serie Das große Spiel wird dieses Thema noch drastischer behandelt: modisch dünne Frauen verspeisen inmitten von dekadentem Interieur das Fleisch ihrer Mitmenschen. Der Künstler bringt mit diesen radikalen Bildern die Gewalt in der Gesellschaft zum Ausdruck, das Vernichten von Menschen zum Zweck der eigenen Bereicherung – das sprichwörtliche „ über Leichen Gehen.“

 

Die Gemälde zum Thema Mutter und Kind zeigen einerseits das anfängliche Einssein von Mutter und Kind, den Beginn neuen Lebens: weibliche Körperteile, Eier und Embryos verschmelzen formal. Andrerseits nimmt der Künstler immer wieder Bezug auf den christlich-traditionellen, abendländischen Stereotyp von Mutterschaft – auf Madonna und Christuskind, in welchem die schmerzhafte Trennung der beiden bereits vorprogrammiert ist.

 

In den Gemälden, die die Beziehungen zwischen Mann und Frau zum Inhalt haben, findet sich die turbulenteste Formensprache. In der Serie Zusammen, dennoch allein verformen sich die Anatomien von Mann und Frau zu wirbelnden Strudeln in haut- und fleischfarbenen Tönen, die die körperliche Vereinigung verbildlichen. Die Gesichter allerdings widersprechen dieser Verschmelzung und verdeutlichen die Einsamkeit der Menschen in vielen modernen Beziehungen.

 

Milan Hrnjazović führt uns kritisch – jedoch nicht moralisierend – familiäre und gesellschaftliche Beziehungen in ästhetisch faszinierender, äußerst tiefsinniger und hintergründiger Farb- und Formensprache vor Augen.

 

Karin Hafner

 

 

Vernissage am 25. Oktober 2013 ab 19:00 Uhr

Zur Eröffnung spricht: Dr. Karin Hafner (Kunsthistorikerin)

 

Ausstellungsdauer: 26. Oktober – 7. Dezember 2013

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